Toni in der Schule wurde als Pilotprojekt vier Grundschuljahre lang von 2009 bis 2012 für die Konzeption eines 3. Moduls von TONI SINGT an der ehemaligen Gräfin-Maria-Bertha-Schule in Borgholzhausen vom Chorverband NRW durchgeführt und vom Land gefördert. Leider kam es anschließend nicht zum Ausbau der Qualifikation von Grundschullehrkräften, da das Land NRW die Förderung für diesen Bereich beendete.
Das Singförderprojekt TONI SINGT ist eine seit 2005 bestehenden Bildungsinitiative des Chorverbandes NRW. Qualifikationskurse im 1. Modul „Toni im Liedergarten“ und im 2. Modul „Toni im Kindergarten“ von TONI SINGT sind seit Jahren etabliert. Es finden regelmäßig Schulungen statt. Vokalpädagogische Grundlagenschulungen für pädagogische Fachkräfte in der Ausbildung und in der Fortbildung ergänzen das Angebot.
Die Idee des vokal orientierten Musikunterrichtes in der Grundschule
- Einsatz der Stimme als erstes, körpereigenes Musikinstrument
- Entwicklung einer gesunde Singstimme
- Musizieren ganzheitlich erleben
Lässt sich das verwirklichen, ist das Ziel der singenden Grundschule gar nicht weit weg:
- Ein gemeinsames Liedrepertoire
- Tägliches selbstverständliches Singen auch im Fachunterricht
- Eine elementare musikalische Grundausbildung aller Kinder
Das Pilotprojekt des Chorverbandes NRW an der Gräfin-Maria-Bertha-Grundschule in Borgholzhausen über vier Jahre
Im Schuljahr 2008/2009 konnte ich mit „Toni in der Schule“ in zwei 1. Klassen und drei 2. Klassen beginnen. Im Beisein der für den jeweiligen Unterricht eingeteilten Lehrerin unterrichtete ich eine Stunde pro Woche vokal orientierten Musikunterricht im Regelstundenplan.
Link zum Artikel im Haller Kreisblatt vom 24.12.1010 und im Westfalenblatt vom 23.12.2010 nach einem Besuch im dritten Unterrichtsjahr.
Inhalte und Methoden des vokal orientierten Musikunterrichtes
- Das Singen mit Bewegung ermöglicht den Kindern, das Metrum körperlich wahrzunehmen und Melodiephrasen, musikalische Formen und Parameter aus der Bewegung zu entwickeln.
- Es wird ein reiches Singrepertoire aus Liedern, Geschichtenten und Spielen angeboten, das die Kinder emotional erreichen soll und geeignet ist, die Entwicklung der Kinderstimme im physiologischen Bereich zu fördern. Lieder der Gegenwart, deutsches Kulturgut und Lieder anderer Nationen werden ausgewählt.
- Der Einsatz von relativer Solmisationund das Erlernen der entsprechenden Handzeichen sorgen bei den Schülern für einen ganzheitlichen Zugang und eine innere Melodievorstellung. Töne im Notensystem zu notieren und abzusingen, kann schon früh geübt werden.
- Vielfältige methodische Möglichkeiten bietet auch die Verwendung der Rhythmussprache, über die eine Verbindung zur herkömmlichen Notation besonders leicht gelingt.
- Das bewusste Hinhören, auch auf das Singen der Anderen, führt zu Hörerfahrungen, die für das eigene richtige Singen Vorraussetzung sind. Um das zu trainieren, gehört die Form des Echosingens und der Echoaktion zum Unterrichtsalltag. Der Vorteil dieser Methode des Vor- und Nachmachens ist es, dass alle Kinder gefordert werden, sich aktiv zu beteiligen, entweder als Solisten oder als Echo.
- Der Unterrichtsablauf ist abwechslungsreich geplant und gliedert sich in mehrere kleinere Abschnitte.
- Rituale und der Wechsel von Konzentration und Entspannung, Bewegung und Ruhe, Spiel und kognitivem Lernen bestimmen die Stunde.
Wir konnten den sehr großen Musikraum der Schule nutzen, der ausreichend Platz für Bewegung bietet und die Aufteilung in mindestens zwei Bereiche sichert. Auch das Forum stand uns für das Treppensingen mit Solmisationstönen und dem Wandern durch das Treppenhaus mit passenden Inhalten zur Verfügung.
Die Gestaltung und die Ergebnisse des Pilotprojektes
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- Die Schüler erlebten eine singend gestaltete Spielstunde mit Aktion und Gemeinschaftserfahrung, in der sie auch Gelegenheit hatten, auf das Spiel Einfluss zu nehmen. Selbstwahrnehmung, Selbstwirksamkeit und Gruppenerfahrungen gehörten zur pädagogischen Praxis.
- Das von den Kindern geliebte mehrstimmige Singen, meist in Verbindung mit Kanons, wurde zum Hör- und Aktionserlebnis.
- Auch das Zur-Ruhe-kommen beim Lauschen und bei Stille-Übungen nahmen die Schüler in dieser Unterrichtsphase gern an.
- In der Notenkunde erreichten alle eine erste Kompetenz.
- Sie lernten, elementares Instrumentarium sinnvoll als Liedbegleitung einzusetzen.
Das Modellreferendariat
Nach zwei Jahren wünschten sich zwei der Lehrerinnen, die den Unterricht begleiteten, selbst in dieser Unterrichtsform ausgebildet zu werden. Der Chorverband ermöglichte die Finanzierung eines Modellreferendariat über die zwei letzten Jahre des Pilotprojektes von 2010 – 2012. Drei Lehrerinnen der Schule konnte ich zur Toni-Lehrerin ausbilden. Sie unterrichteten selbst und wurden im Unterricht von mir betreut. Auf diese Weise erhielten alle Klassen der Schule vokal orientierten Musikunterricht.
Ziele der ersten Unterrichtsphasen waren das Ausbilden von Regeln, die Gestaltung von Ritualen und das Erreichen einer Sing-Disziplin.
Als Unterrichtsschwerpunkte bildeten sich Stimmbildung, Körperperkussion, Gesten und Bewegung, Wahrnehmungserfahrungen, die Einführung von Solmisation und Rhythmussprache und das Üben verschiedener Sozialformen in Verbindung mit gemeinsamem Gesang heraus.
Nach dem Ende des Projektes ermöglichte die Schulleitung zwei Weiterbildungen im Schulhalbjahr für die drei ausgebildeten Lehrerinnen. Diese Fortbildung fand in den folgenden zwei Jahren statt und war offen für alle Lehrkräfte der Schule.
Abschluss mit drei 4. Klassen 2011
In großem Rahmen kam das Singspiel „Die Reise der Regentropfen“ zur Aufführung, das Brigitte Hoepner, eine Toni-Lehrerin, geschrieben hatte. Die Kinder sangen und tanzten internationale Lieder, zum Teil selbständig unter eigener Anleitung und ohne mein Dirigat.
Haller Kreisblatt vom 16.05.2011 Westfalenblatt vom 16.05.2011 Haller Kreisblatt vom 16.05.2011
Abschluss mit zwei 4. Klassen 2012
Die Gestaltung der Abschlussveranstaltung des Pilotprojektes Toni in der Schule erfolgte unter Einbeziehung aller Klassen der Schule. Da durch die Qualifikation der drei Toni-Lehrerinnen inzwischen alle Kinder im vokalen Musizieren unterrichtet wurden, kannten sie gleiche Lieder und waren mit relativer Solmisation und Rhythmussprache vertraut. Ohne dass es vorher geübt werden musste, war es möglich, einfache Melodien nach Handzeichen zu singen, einen notierten Rhythmus gemeinsam zu lesen und zu klatschen und zum Abschluss singend durch das Schulgebäude zu ziehen.